Juli: Die Flammende von Kristin Cashore
Eins meiner Lieblingsbücher - die ganze Reihe.
Die englische Fantasyserie von Kristin Cashore hat bisher drei ähnlich geniale Bände:
1.Die Beschenkte
2.Die Flammende
3.Die Königliche
Unser Buch des Monats ist der zweite Band, der mit dem ersten nicht unbedingt viel zu tun hat - zumindest nicht offensichtlich, da er zum ersten von komplett anderen Personen handelt und dazu in einer fremden Welt spielt und zum zweiten auch noch ungefähr vierzig Jahre vorher. An Genialität, Einfallsreichtum und Spannung ähneln sie sich aber durchaus.
Fire, eine Schönheit mit flammend roten Haaren, lebt in den Dells, einer hügelliegen Landschaft mit fantastischen, gefährlichen Bewohnern: Den Monstern, die beinahe aussehen wie gewöhnliche Tiere - der Unterschied ist nur die leuchtende Farbe ihres Fells und ihre mentale Fähigkeit, Menschen zu faszinieren und zu manipulieren.
Und ganz besonders gefährlich sind menschliche Monster, wie Fire selbst. Für andere ebenso wie für sie selbst. Das ist auch der Grund dafür, dass Fire sich nach dem Tod ihres Vaters in auf dem abgelegenen Landgut von Brocker, dem Adoptivvater ihres besten Freundes Archer, versteckt.
Allerdings ist ihre Wirkung auf Menschen nicht der einzige Grund für ihr einsames Leben - denn Fires Vater Cansrel war ein Monster im wirklichen Sinn:
Cansrel, der zauberhafte Mann mit den blau-silbernen Haaren und einer der letzten menschlichen Monster, lebte seit ihrer gemeinsamen Kindheit quasi im Kopf des damaligen Königs Nax. Und so beherrschten der König und sein Monsterberater gemeinsam die Welt, ohne dass irgendjemand Cansrels Charme widerstehen konnte und verwüsteten das Land, vernachlässigten die Gesetze und den Handel, sodass die Dells immer weiter an den Abgrund getrieben wurden. Jetzt, nach dem Tod der beiden Männer hat der Sohn des Königs, Nash die Herrschaft übernommen und sein jüngerer Bruder Brigan die Führung der königlichen Armee. Ohne den manipulativen Einfluss eines Monsters hat der neue König, obwohl so viel besser als der letzte, aber auch viele Feinde und ein Krieg zwischen zwei verfeindeten Lords und dem Palast droht auszubrechen.
Als seltsame Eindringlinge, deren Bewusstsein seltsam leer ist, Fire beinahe erschießen bleibt ihr nichts anderes übrig, als mit der klugen Königin Roen zu sprechen und dabei läuft sie leider auch ihren beiden Söhnen über den Weg - Nash, der ihrer unfreiwillig verwendeten Macht natürlich sofort erliegt und Brigan, der sie hasst und sein Bewusstsein erfolgreich schützen kann...
Wie kann sie den beiden Brüdern helfen, das Königreich, das ihre Väter gemeinsam verwüstet haben vor einem Krieg zu schützen, wenn einer sie hasst und seinen Bruder auch erfolgreich von ihrer Bosheit überzeugen kann? Und was soll sie machen, wenn der eine der Brüder ihr eigentlich ganz gut gefällt?
Ob diese Beschreibung jeden anspricht - ich weiß es nicht. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass es sich auf jeden Fall lohnt, es zu lesen.
"Die Flammende" ist so ziemlich der am besten strukturierte, erfindungsreichste, stilsicherste und klügste Fantasyroman, den ich seit einer ganzen Weile gelesen habe.
Er ist auch keiner von diesen seichten, realitätsfernen Büchern, in denen es nur um eine kitschige Liebesgeschichte geht und die alle ernsten, wichtigen Themen auslassen. Wahrscheinlich kommt in kaum einem anderen Roman so viel Zeug vor, das uns auch in der Wirklichkeit interessieren sollte.
Die Figuren sind interessant, die Ideen kreativ und genial umgesetzt, die Liebesgeschichte ist ebenso gut wie die Kriegs- und die Verschwörungsgeschichte.
Der Schreibstil ist auch wirklich gut und ansteckend - wenn ich schreibe, nachdem ich Cashore gelesen habe merke ich irgendwann, dass ich mich an ihre Formulierungsart und Sprache angepasst habe.
Das einzige was ein bisschen stört sind die Verwandtschaftsverhältnisse - am Anfang blickt man wirklich nicht durch...
Okay, der Eintrag war jetzt lang, aber das Buch ist wirklich einfach zu gut.
Lg, Mer-Yan
Jeder Blog verbraucht Strom - Strom muss irgendwo produziert werden.
Nicht, dass die Menschen nicht jeden Tag sowieso viel zu viel Strom verbrauchen. Nicht, dass es viel viel schlimmere Stromverwendungen gibt.
Aber trotzdem: Wir verbrauchen hier Strom.
Und warum dann nicht auch was für die Umwelt tun!
Hiermit habe ich dann also auch was getan. Nicht viel, aber immerhin.
Menschen - so seltsame, lächerliche Wesen.
Wie kann man so etwas erschaffen, wie kann man so etwas verstehen, ertragen, verlieren.
Ich liebe die Menschen und ich hasse sie.
Menschen sind furchtbar kompliziert.
So, soooo kompliziert!
Und unlogisch und verwirrend und schön und wunderbar.
Manchmal kann ich Menschen nicht mehr ab und will sie nur noch loswerden, aber trotzdem kann ich ohne sie nicht leben und brauche sie und mag sie und finde sie unglaublich faszinierend.
Es gibt nichts, was sich mit Menschen vergleichen lässt.
Mer-Yan
Sie stand da, am Abgrund mit dem Stahlgeländer, an dem sie immer gestanden hatte und immer stehen würde, wenn etwas sie aufwühlte und sie einen winzigen Augenblick Ruhe brauchte, Ruhe vor ihren Freunden und ihrem Volk, Ruhe vor den Aufgaben und Pflichten, die sie drückten wie eine Schraubzwinge und vor ihren Gedanken, so viel schlimmer als alles andere. Natürlich konnte sie sie auch hier nicht ausschalten - kein Mensch konnte jemals aufhören zu denken, wenn er denn nicht starb - aber hier, an diesem Ort fanden sie zur Ruhe und der rasende Strudel, der sonst ihren Kopf beherrschte und all die schönen Frachtschiffe in die Tiefe zog wurde langsamer, die See beruhigte sich und wurde glatt, Windstille.
Es war ein schöner Ort, viel zu schön für dieses schreckliche, enge Schloss, von einer bizarren, fesselnden Eigenart. Vielleicht waren es die steilen, abfallenden Felsen mit ihren schwarzen Zacken und Kanten, oder es waren die hohen, naturgewaltigen Nadelbäume, die sich mit unglaublich winzigen Wurzeln am Gestein festhielten und die knochigen Wipfel dennoch so stolz in die Höhe reckten. Vielleicht war es auch der kleine Bach, der sich am Grund der Schlucht, ganz weit von ihr entfernt durch einen Laubwald schlängelte und wer weiß was für Fische beherbergte, der hier nach oben kleine Strahlen von Sonne sandte, die ihr ein wenig in den Augen stachen, aber so, dass es noch angenehm war. Vielleicht war es auch etwas anderes.
Sie liebte diesen Ort. Etwas in ihr legte sich schlafen und hinterließ eine warme, angenehme Leere. Aber auch wenn sie schön war, sie war Leer.
Und Merry spürte, wie kalt ihr in den letzten Tagen geworden war und wie angespannt ihr Kopf sich anfühlte, wie ein überdehntes Gummiband. Sie spürte, wie lange sie schon nicht mehr geschlafen und sich ausgeruht hatte.
Und sie spürte, wie gerne sie jemanden gehabt hätte, der jetzt neben ihr stand, jemanden der sie festhielt und der sie verstand und der ihre Ruhe teilen konnte, damit sie sich anlehnen konnte und nicht immer alleine stehen musste.
Eine Weile sann sie dem Gedanken hinterher, dann drehte sich Merryande um und schritt langsam zurück in den Palast, den Kopf gehoben und die Schultern durchgestreckt, so wie sie es immer tat und wie es von ihr erwartet wurde.
Mer-Yan