Sonntag, 6. Juli 2014
Aus dem Affekt
Es gibt nichts schöneres, als durch Wolken zu fahren! Alles ist Herzklopfen und Grollen - ich liebe es!

Ich kann den Regen spüren und es ist wunderbar. Die hell erleuchtete Schlange von Straßenlaternen vor dem ergrauten Himmel - Schönheit! Der Regen kommt nicht, aber ich weiß, er wird kommen und es ist pure, freigelassene Energie, Glück in seiner reinsten Form. Die Spannung im Himmel pumpt durch meine Venen und füllt mich mit Sturm.

Mer-Yan



Montag, 16. Juni 2014
Tropfen... . . .
Wenn Menschen das Tropfen von Wasser auf weißes Porzellan betrachten haben sie die unterschiedlichsten Gedanken.
Es gibt da diejenigen, die den wunderschönen Moment zu erfassen versuchen, in dem sich der Tropfen vom Gitternetz des Hahnes löst und so in dem hypnotischen Zustand gefangen bleiben, immer und immer wieder den selben Vorgang zu betrachten.
Es gibt auch diejenigen, denen das rhythmische Pochen auffällt. Die im Kopf eine Melodie haben und deren Finger automatisch beginnen zu zucken.
Dann sind da die, deren Gedanken frenetisch versuchen, die Fallgeschwindigkeit und Frequenz zu begreifen, die die Tropfen auf ihrem kurzen Weg haben.
Einige sehen auch den Vorgang als Gesamtbild, als einen Weg zu einem bestimmten Ziel.
Manche sehen die einzigartige Form jedes einzelnen Wassertropfens und einige beobachten die fragile Spiegelung in der Flüssigkeit.
Und dann gibt es diejenigen, die die Notwendigkeit sehen, den Hahn zuzudrehen.

Zum Abend mal wieder was neues,
Alles Liebe,
Mer-Yan



Dienstag, 10. Juni 2014
Bonhoefer
Hier ein Text aus der Schule, der mir allerdings recht wichtig geworden ist. Behandelt wird das Thema des stillen Widerstandes und auch dieser faszinierende Mensch an sich. Eine Hommage an Dietrich Bonhoefer.
4. Widerstand gegen das NS-Regime am Beispiel Dietrich Bonhoeffers

Durch die geschickte Propaganda und die einschüchternde Politik der Nationalsozialisten war es von Beginn an schwer, offenen Widerspruch gegen deren menschenfeindliche Haltung zu äußern. Auch die christliche Kirche, ebenso verblendet wie alle anderen, bildete hier keine Ausnahme und stellte keine Gefahr für die Machtergreifung Hitlers dar. Die evangelische und auch die katholische Kirche gliederten sich bald in das neue System ein. Doch nicht alle Christen standen dieser Entwicklung positiv gegenüber.
Zu ihnen zählte auch der 1906 geborene Dietrich Bonhoeffer. Schon jung an der Theologie interessiert, studierte er erfolgreich, habilitierte früh und hielt bereits 1931 seine erste Vorlesung an der Berliner Universität. Entgegen der allgemein immer weiter verbreiteten Sympathien zum Nationalsozialismus sprach er sich bereits zu dieser Zeit gegen deren Meinung aus. Auch gegen die Ernennung Hitlers als Reichskanzler hatte er deutliche Vorbehalte. Sein Radiovortrag „Wandlungen des Führerbegriffes“, in dem er davon spricht, dass eine machthabende Person diese Macht nicht missbrauchen darf, indem sie sich selbst zu viel Macht zugesteht, wurde abgebrochen und als Führerfeindlich verurteilt.
Stand er der Judenpolitik Hitlers zunächst nicht ausschließlich kritisch gegenüber, so verfestigte sich seine Meinung, die antisemitische Haltung sei christlich nicht vertretbar, besonders nach dem 1933 erlassenen Arierparagraph, der jüdischstämmigen Menschen die Teilnahme an christlichen Organisationen verbot, doch immer mehr. Er fühlte sich bald als Christ verpflichtet, gegen die Regierung vorzugehen.
Nachdem er aber mit seinem Aufruf zu einem christlichen Widerstand auf taube Ohren traf und die Deutschen Christen immer mehr die evangelische Kirche bestimmten, beschloss er, eine Pfarrstelle in England anzunehmen, da er sich Deutschland immer mehr in eine oppositionelle Außenseiterrolle gedrängt fühlte . Während sein Freund und Briefpartner Karl Barth zu dieser Zeit in Deutschland 1934 als Opposition gegen die Deutschen Christen die Bekennende Kirche gründete, versuchte Bonhoeffer im Ausland die junge Ökumene von seiner Sache zu überzeugen und knüpfte Kontakte in der ganzen Welt.
Er hielt es aber nicht lange aus, das Geschehen in Deutschland aus der Ferne zu beobachten und folgte schließlich tatsächlich den drängenden Bitten Barths, nach Deutschland zurückzukehren. Zunächst leistete er dem Regime nur Widerstand, indem er angehende Pfarrer der Bekennenden Kirche unterrichtete, fasste jedoch bald die Entscheidung, dass das nicht ausreichte. Als einer der wenigen Theologen im dritten Reich leistete er aktiven Widerstand und schloss sich aufständischen Gruppen an.
Als die Gestapo 1940 ein von ihm geleitetes Seminar schloss und ihm zunächst ein deutschlandweites Redeverbot, später ein ebensolches Schreibverbot auferlegte, nahm er Kontakt zu seinem Schwager, dem Widerständler Hans von Dohnanyi auf. Im Haus von Bonhoeffers Eltern fand sich eine antinationalsozialistische Gruppe um Dohnanyi zusammen, an der auch Dietrich Bonhoeffer teilnahm. Er war nicht eindeutig in die Attentatspläne der Gruppe involviert, unterstützte diese aber auf jeden Fall .
Die Attentate schlugen mehrfach fehl, und blieb zunächst die Teilnahme Bonhoeffers und Dohnanyi an diesen unbewiesen, so standen sie doch bald unter Verdacht und wurden 1943 verhaftet. Der Prozess konnte zunächst von Karl Sack, einem Widerständler im Heeresgericht, aufgehalten werden, wurde aber 1944, nach einem weiteren fehlgeschlagenen Mordversuch, wieder aufgenommen. 1945 ließ Hitler die beiden gemeinsam mit einigen weiteren Widerständlern in einer Scheinverhandlung zum Tode verurteilen. Nach zweijährigem Gefängnisaufenthalt wurde Dietrich Bonhoeffer am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg erhängt.
Bonhoeffers Briefe und Texte zeichnen das Bild eines Mannes, der in der schwierigen Zeit des dritten Reichs immer wieder mit seinem Glauben ins Hadern kommt und zwischen zwei festen Überzeugungen schwankt: Dem christlichen Glauben an das Gute im Menschen, denn wie er schreibt „[glaubt er], dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will“ , und der Einsicht dass das Handeln Hitlers und der Nationalsozialisten gestoppt werden muss.
Immer wieder betont er, dass das herrschende System falsch ist und die antisemitische Haltung nicht christlich belegbar. Denn, so schreibt er in seinem Gedicht „Christen und Heiden“, Jesus Christus „stirbt für Christen und Heiden Kreuzestod und vergibt ihnen beiden“ , vertritt also das Recht aller Menschen, egal welcher Religion und Herkunft. Als Gegenpol zu den Deutschen Christen stellt er sich offen gegen das Regime.
Im Gefängnis versöhnt sich Bonhoeffer mit sich selbst und gibt noch von dort aus seiner Familie, seinen Mitgefangenen und dem immer schwächer werdenden Widerstand Mut und Stärke. Seine Briefe und Gedichte sprechen von einem inneren Kampf, aber auch von einem festen Glauben, der ihm hilft, an seiner Überzeugung festzuhalten.
Bonhoeffer stirbt aufrecht den Märtyrertod, den er bereits in 1932 in einer Predigt kommen sieht:
„Dann müssen wir uns nicht wundern, wenn auch für unsere Kirche wieder Zeiten kommen werden, wo Märtyrerblut gefordert werden wird.“

Alles Liebe,
Mer-Yan



Montag, 9. Juni 2014
Echt
An der weißen Metallstange, meinem einzigen Halt im Gedränge, kleben zwei kleine, verschwitzte Hände. Alles Blut ist aus ihnen gewichen, so angestrengt ist der Griff, nur die Knöchel stechen rötlich hervor. Die dünnen, entblößten Arme führen weiter zu knochigen Schultern und in einen ebenso knochigen Körper, der so zerbrechlich aussieht, dass ich ihn am liebsten vor mir selbst abschirmen würde, vor meinem viel zu großen Körper, der das Kind an den Rand der Masse drängt. Aber was kann ich tun? Die Straßenbahn ist so voll, dass keine Freiheit bleibt.
Freiheit, denke ich, was ist das überhaupt? Manchmal habe ich das Gefühl, keiner von uns weiß wirklich, was das ist. Einerseits sind wir heute, hier, in Deutschland, freier als die meisten anderen. Wir haben von Anfang an die Entscheidung. Freiheit im Überfluss. Aber andererseits… andererseits fühlt es sich so gefangen an.
Hinter Gitter gesetzt vom alltäglichen Leben, den Schlüssel haben wir irgendwann im Gedränge verloren, also gaukeln wir uns Freiheit vor und schlagen dabei immer mehr Türen hinter uns zu. Medien versprechen uns Befreiung, Computerspiele, die uns Glück simulieren, Facebook, das uns sagt, wir hätten Freunde. Und so sitzen wir da, jeder in seiner Einzelzelle, und tun so, als lebten wir.
Manchmal treffen wir auf Menschen, von denen wir gesagt bekommen haben, dass wir sie lieben. Wir sprechen miteinander, und wir lachen, einfach, weil es so normal ist, zu lachen. Man muss lachen, wenn man Freunde trifft, denn Lachen, das heißt Glück! Und Glück, das muss man haben. So war es doch immer. „Meine Freunde sind die einzigen Menschen, vor denen ich wirklich offen bin“, sage ich, wenn jemand fragt. Einfach weil es doch das ist, was sie hören wollen. Aber wirklich offen, das bin ich nie. Da ist dieser Raum in meinem Kopf, ein kleiner Raum ohne Türen und Fenster. Dort habe ich meine Seele eingesperrt, damit sie nicht hinaus kann. Damit sie nicht stört, wenn ich normal sein will. Normal, das heißt genauso eingesperrt, wie alle anderen.
Jeden Morgen stehen wir auf und stellen uns wieder dem Alltag, den wir leben, weil wir uns sagen, wir müssten es. In der Hoffnung auf Erfolg und ein Ziel, von dem wir längst wissen, dass wir es nie erreichen werden. Weil da kein Ziel ist, nur das ewige Weiterlaufen im festgefahrenen Trott. Das Glück wird schon irgendwann kommen, denken wir, und laufen weiter. Und wenn uns jemand fragt, „Wie geht es dir?“, dann antworten wir „Gut“, weil wir es nicht anders kennen.
Ich möchte so gerne einfach „Schlecht“ sagen. Warum ich es nicht tue? Dazu fehlt mir der Mut. Aber ich wünsche ihn mir. Und eines Tages, eines Tages wird er da sein.
Eines Tages werde ich ausbrechen. Einfach die Tür aus den Angeln reißen und dafür sorgen, dass sie nie wieder eingesetzt wird. Meinen Computer anzünden, zusammen mit dem Smartphone und mit dem falschen Lachen, das sich schon so tief in mein Gesicht gegraben hat. Und ich werde den Mut finden, einfach nicht zu lächeln. Zu schreien, wenn ich schreien will und zu singen, wenn ich singen will. Ich werde stehenbleiben und einfach die Straße verlassen, mitten in die Wildnis laufen und mich nicht um die alten Wegweiser kümmern. Die Wände zu dem fensterlosen Raum in meinem Inneren mit Hammer und Meißel bearbeiten, bis meine Hände bluten und die Steine bröckeln und meine Seele wird endlich ihre Flügel ausbreiten und losfliegen.
Sie wird fallen und sich verletzen und sie wird manches Mal hängen bleiben und sich losmachen müssen, aber wie wird fliegen. Ich werde rennen und keuchen, hungrig sein und durstig und manchmal verzweifelt, aber ich werde leben. Endlich die Freiheit haben, zu leben.
Da werden keine Maßstäbe mehr sein, die mein Gesicht vermessen, und mir sagen, wo genau sich meine Mundwinkel befinden müssen, wenn ich lächle. Aber ich werde lächeln. Schief, verzogen und verrückt. Aber echt.
Viel ist es nicht, was ich mir wünsche. Nur die Freiheit, echt zu sein.
Und irgendwann, irgendwann werde ich sie haben.
Aber nicht heute. Heute muss ich funktionieren. Ein weiteres Mal perfekt sein und nicht auffallen. Meinen geregelten Alltag abarbeiten. Pünktlich ankommen und die Abläufe nicht stören. Meinen Platz in dieser eingesperrten Gesellschaft einnehmen. Normal sein.
Die Worte fühlen sich klebrig an, als ich sie denke. Ich sehe dem kleinen Mädchen vor mir in die Augen, blaue Augen die viel zu groß aussehen, in dem kleinen, schmalen Gesicht. Anders als sie aussehen sollten.
Schön, denke ich.
Die Kleine lächelt mich an. Schief, verzogen und verrückt.
Und da lächle ich zurück.
Schief, verzogen und verrückt.
Aber echt.

Ein Schreibwettbewerbsbeitrag zum Theme "Wie viel Freiheit wünsche ich mir?" - sogar für einen Preis nominiert, worauf ich sehr stolz bin :D
Alles Liebe,
Mer-Yan



Freitag, 6. Juni 2014
Angst vor dem Fallen
Am Ende von den wirklich wichtigen Gedankengängen, von jedem längeren Gespräch, schrecke ich zurück, aus Angst vor dem Fallen
Ein Abgrund wartet am Ende der Sätze und ich bin nicht dumm genug, mich willentlich ins Verderben zu stürzen!
Ich wünsche mir, so zu sein wie Kolumbus.
Er ist auf den Abgrund zugefahren und hat entdeckt, dass die Erde rund ist.

Ein wenig Philosophie zum Abend ;D,
Verzeiht meine entsetzlich pathetische Stimmung...
Mer-Yan



Dienstag, 27. Mai 2014
Ein Vorwort
Die Zeit hat Liebesgeschichten alle Farben gegeben, von denen sie zu träumen wagte. Sie hat ihre Formen den Gezeiten angepasst und ihre Gestalten so einzigartig gemacht, wie Schneeflocken bevor sie schmelzen. Aber im Inneren jeder einzelnen von ihnen ist dieser rätselhafte Stoff, den niemand kennen kann und den doch jeder spürt. Der ebenso zerbrechlich ist wie Eiskristalle, wechselhaft wie Ebbe und Flut und so unbegreiflich wie die Zeit. Und über diesen Stoff sind wir verbunden, jeder Liebende mit allen anderen, über die Geschichte hinweg. Wie Energie kann Liebe nicht zerstört werden, sie kann sich wandeln, ja, und schrumpfen bis ein menschlich schwaches Auge sie kaum noch erkennt und sie kann wandern, überspringen. Aber verlöschen? Niemals, nie.

M-Y



Freitag, 9. Mai 2014
Angst ist weiß.



Samstag, 26. April 2014
Erfinden
Kopfchaos.
Während Fetzen von Gebäuden Passanten zum ducken bringen, gehe ich langsam durch die verwüstete Landschaft meiner Gedanken.
An mir ziehen die Ideen vorbei wie seltsame Algen im Wasser, ihr Aussehen verzerrt und unsicher.
Haltloses Taumeln durch die Zeit,
zum Erwachen zwingen,
Wieder einschlafen wollen,
Ungeschliffener Schmuck aus Fantasiegebilden,
Charaktere, die in ihrer Unvollendetheit wirken wie verformt.
Die Züge unscharf, wie auf verwischten Schwarzweißbildern, die Gedanken jedoch klar wie ein Schrei.
Überlegungen, die sich orientieren an den Vorbildern und deshalb ohne Sicherheit im Labyrinth der Geschichte verloren gehen, sich wiederfinden und verschwimmen.
Wie Fische im Aquarium die Ideen des Tages.

Alles Liebe,
Mer-Yan



Traum 26.4.2014
Inspiriert von Adorno beginne ich selbst mit einem regelmäßigen Traumtagebuch.
Nach reiflicher Überlegung (gut, ich habs einfach gemacht) teile ich euch jetzt ein paar Ausschnitte mit...

Es ist ein üblicher Nachmittag bei M. und es gibt Nachtisch. Aus irgendeinem Grund weiß ich, dass die Süßspeise (ein Quarkgericht mit Zuckerkruste) vergiftet ist.
Der Nachmittag zieht vorbei, ganz normal, irgendwann, als ich irgendwie nicht mehr glauben kann, dass M. so etwas tatsächlich tun könnte, nehme ich tatsächlich zwei, drei Löffel. Es schmeckt gut, aber ich spüre das Gift beinahe sofort. Ich stelle sie zur Rede.
Ich nerve sie einfach, sagt sie, ich sei dumm, naiv und abschreckend. Ich störte sie entsetzlich, außerdem sagt sie etwas über diesen Blog und dass sie auch nicht wisse, warum ich allgemein als intelligent gelte. Das Gift beginnt zu wirken, meine Lippen werden taub, so auch die Fingerspitzen. Verzweifelt versuche ich, sie zu etwas Güte zu bewegen, sie bleibt jedoch kalt und unversöhnlich. L. wäre ebenfalls ihrer Meinung. Ich denke daran, in meinen letzten Sekunden doch noch einmal zu meinen Eltern zu fahren, dann versuche ich aber weiter, M. zu einem Gewissen zu bekehren.
Sie schert sich nicht und erläutert mir die näheren Umstände des Giftes, dann will ich gehen. Ich sage also die klassischen Sätze:
"Wenn ich dich nerve, M., sag es mir! Stoß mich von dir, sprich nie wieder mit mir, aber töte mich nicht so. Denn nachdem du einen Menschen getötet hast, kommt er nie wieder. Es gibt keinen Weg zurück. Tu dir selbst das nicht an!"
Sie sieht nur kalt zurück und ich beginne zu weinen. "Ich hasse dich", kommt über meine Lippen, ich will durch die Tür, doch ich weiß, dass ich so nicht gehen kann, also zwinge ich meine Stimme, fest zu werden und drehe mich um.
"Nein, ich hasse dich nicht. Du warst eine meiner besten Freundinnen und dafür danke ich dir. Egal, was passiert." Das endlich scheint sie zu berühren, ich sehe sie weinen. Eine seltsame Art Schuldgefühl scheint sie zu ergreifen und während sie mir die genaue Masse des Gifts im Quark erläutert, wache ich auf.
Meine Lippen sind immer noch kalt.
Der Traum ist erschreckend klar. Ich kann fühlen, schmecken, sprechen und Stimmen hören. Nach dem Erwachen brauche ich etwa fünf Minuten bis ich mir wirklich bewusst bin, was für einen Nonsens ich zusammengeträumt habe.

Dieser Aufschrieb entstammt meinem Tagebuch, in dem ich in den letzten Tagen die Ergebnisse einer Traumstudie sammle.
Jetzt kann ich bereits darüber lachen.
Meine Fantasie ist eben doch klarer, als ich dachte.
Alles Liebe,
Mer-Yan



Donnerstag, 3. April 2014
Ewig
Egal wie drückend die Stille um mich wird, die Wörter schweigen nie. Und vielleicht ist es grade ihr ewiges Fließen das die Stille drückend macht.
Müde Sekunden streichen dahin und hinterlassen in mir immer mehr Leere.
Alles fällt aus mir heraus, nur die Wörter bleiben und streichen wie sanfte Windböen durch mich hindurch.
Manchmal tragen sie noch ein Stück mit sich fort, noch mehr Leere, noch mehr leises Rauschen und eine undurchdringliche Wand aus Nichts.
Leere, und doch niemals gänzlich leer, denn die Wörter bleiben.
Und während die Augen träge blinzeln und sich der Sand von tausend Blicken in den Wimpern verfängt, rauschen sie fort und fort.
Sommerwindböen in der Leere, die die Wärme hinein und auch wieder hinaustragen, und mit ihr die Geschichten.
Irgendwann wird sich auch die letzte Geschichte herausgelöst haben.
Aber die Wörter bleiben.


Mer-Yan