Samstag, 15. November 2014
Leere.

L
E
E
R
E

leere Leere

leer. ruhig. friedlich.

Wasser.
Bis an den

H O R I Z O N T------------------------------------------------

Türen knallen, Musik dringt durch die Decke, der Bass wummert.

Stimmen schreien, kichern und kreischen durcheinander, schwellen an bis zu einem bohrenden Schmerz in meinem Kopf.

Ein Frau. Singt. Reizt. Meine. Nerven.

Trunkene Ausgelassenheit trifft ruhesuchendes K.O.




************************************************************




Naja, mein Nachbar feiert gerade in voller Lautstärke seinen 16. Geburtstag und ich hatte heute 4 Stunden Probe- bin also leicht fertig mit den Nerven und hätte gerne meine Ruhe.
Aber man will ja auch nicht spießig sein...

Gute Nacht,
Luce



Dienstag, 11. November 2014
Musik
Die Töne fließen in meine Seele, verschwimmen, setzen sich neu zusammen und berühren mein Innerstes.

Was wäre die Welt ohne Musik? Ohne Gefühle, verborgen im Klang, Schmerz, Trauer und unbändige Freude vereint im glorreichen Finale?

Der Friede, den so viele verzweifelt suchen, kommt für einen Moment über uns, Probleme erscheinen verschwindend klein.

Und wieder frage ich mich: Was wäre die Welt ohne Musik?


Inspiriert von Dvorak, Stravinsky und Hindemith diesen Abend,
eure Luce



Sonntag, 9. November 2014
Innenstadtfenster
Wie so oft hat es die Nacht nicht geschafft, mich festzuhalten und so beschließe ich, meine unfreiwillige Freiheit zu nutzen und schäle mich aus den Decken. Scheue, nackte Füße berühren den Boden, ich kehre auf halbem Weg zum Fenster um, plötzlich entschlossen, die Decken doch nicht zu verlassen.
Zehn unruhige Minuten später sitze ich, zur minimalen Masse zusammengedrängt auf der Fensterbank, die Decke um meine Schultern geschlungen. Trotz der Kälte habe ich die Glaswand zwischen mir und der Welt nicht ausgehalten und den Riegel geöffnet, jetzt versuche ich mir einzureden, der Wind mache mich lebendiger. Fünf Stockwerke unter mir flackert eine einsame Straßenlaterne und wirft unruhige Schatten zwischen die Baustellenzäune. Es ist kurz nach Zwölf, zu spät für die Studenten, die zwanghaft versuchen, verboten zu sein und zu früh für die wahren Gestalten der Nacht. Eine einsame Frau überquert die Betonbühne, in der Hand ein paar Stöckelschuhe, die Blasen an den Füßen unter einer von diesen Nylonstrumpfhosen verborgen, die nicht länger halten als die Träume, wegen derer sie getragen werden. Das verschmierte Make-up, das die Schatten unter ihren Augen betont, lässt sich von hier oben nicht erkennen, aber ich weiß, dass es da ist.
Ich lehne den Kopf an den Fensterrahmen, starre in den mattgrauen Stadthimmel. Man kann die Sterne nicht sehen, dafür aber die Schlieren eines verschwommenen Tages. Leise schließe ich die Augen.
Über den Dingen, einsam, verschließe ich mein Inneres sorgfältig und krabble dann wieder ins Bett.
Frisch wird die Luft nicht, nicht hier.
Ich finde mich mit dem flachen Atem der Oststadt ab.

Alles Liebe,
Mer-Yan



Tagebuchfragment (8.11.14)
Ich wäre gerne einfach das Mädchen gewesen, das Gras im Sonnenlicht faszinierend findet.
Stattdessen bin ich das Mädchen, das darüber nachdenkt, was es über einen Menschen aussagt, wenn er Gras im Sonnenlicht faszinierend findet.

Alles Liebe,
Mer-Yan



Tagebuchfragment (20.4.14)
Was ist denn eine platte Formulierung?
Jede typische, häufig verwendete Phrase, Kette von Worten?
Ist es immer schlecht, von anderen zu übernehmen, ihre Sprache zu stehlen?
Vielleicht haben sie ja auch die Wahrheit gefunden und durch die Umschreibung entfernen wir uns wieder davon?
Ewiges im-Kreis-Jagen?
Ist Wiederholung, also Wiederverwertung in neuem Kontext nicht Recycling in seiner besten Form?

Alles Liebe,
Mer-Yan



Tagebuchfragment
Während die Romantik sprudelnd, überschäumend, weint, hält die moderne keine Spannung aus und zerreißt brüchig und zäh wie Kaugummi. Jeder sieht die Gefühle, aber keiner findet sie.

Alles Liebe,
Mer-Yan



Tagebuchfragment
Tanze in deinen Armen bis
Das Sternenlicht in meinen Venen pocht
Und lache, nur um dein Lachen
Als Antwort zu sehen.

Sollte öfter ausmisten...
Alles Liebe,
Mer-Yan



Fragmente im Abendleuchten der Laternen
Ich kann nicht viel tun, mit diesen Händen, die häufiger einen Stift halten als menschliche Wärme. Sie sind wohl nicht dazu geschaffen, große Taten zu vollbringen. Zumindest nicht allein.
Dabei habe ich ja nicht viel mehr als sie. Meine Wörter und meine Hände.
Aber was ich kann, was ich kann, was ich kann, ist diese Wörter zusammensetzen. Und eine Welt zeichnen. Aus lauter kleinen Strichen. Und Wörtern.

Gefunden beim Tagebuchausmisten (9.1.14)
Alles Liebe,
Mer-Yan