Mittwoch, 8. Mai 2013
noname
secretgarden
Tunnel durchs Leben ziehen,
Durch die man nur sieht, was man sehen will.
Aber auch nur, was man sehen darf.
Nur die Welt wahrnehmen, die man ist.

Im Tunnelblick durch Straßen laufen,
Die nicht zu sehen sind.
Langsam den Blick auf Details richten.
Das Ganze nicht sehen müssen.
Blind sein.
Und doch sehen.
Mehr als andere
Und doch weniger.

Müde werden vom immer gleichen Ausschnitt.
Trotzdem weiter laufen.
Kein Mut, etwas zu verändern,
Die Schere in die Hand zu nehmen,
Aus Angst, alles endgültig zu zerstören.
Doch was geschieht?
Das Detail bleibt
Auch wenn man das Ganze sieht.
Selbst wenn der Ausschnitt hässlich wird.
Größer wird er auf jeden Fall.
Und irgendwann,
irgendwann ist das Bild komplett...



Dienstag, 30. April 2013
Sturm im Herzen
Ich habe eine Seelenverwandte gefunden. Jemanden, der ist wie ich. Der den Sturm liebt, der um das Gesicht und die Haare braust. Der die Schönheit im prasselnden Regen sieht. Der versteht, was es heißt, im Unwetter zu stehen und es zu lieben, die Kraft zu spüren, zu spüren, wie dieser sehnsüchtige Teil aus dem Herzen gerissen wird und sich mit dem Sturm verbindet, die Augen zu schließen und zu spüren, alles zu spüren, zu wehen.

Wir haben beschlossen, beide einen Eintrag dazu zu schreiben. Aber da ich schon eine ganze Menge dazu geschrieben habe, dachte ich, ich trage es einfach mal zusammen und 'veröffentliche' es gemeinsam. Achtung, das könnte ziemlich lang werden...

Als allererstes kriegt ihr eine Kostprobe meines 'Debütromanes'. Er ist noch nicht ganz fertig und heißt passender Weise 'Regen'... Folgendes ist der Beginn des Buches, Seite eins...
Regen. Schon seit Wochen. Und dabei hätte es noch Sommer sein sollen. Schließlich war August. Da musste die Sonne scheinen! Doch der Regen hielt an; er hatte Ausdauer, ebenso wie die Journalisten, die nicht müde wurden, sich in aufrührerischen Schlagzeilen über ihn zu beklagen. „Eine zweite Sintflut?“, hieß es, oder „Ertrinken im ‚Sommer‘“. Alle waren sich einig: Das war eine Frechheit.
Die Einzige, die nichts dagegen hatte, war Merryande Elastelrin, die grade aus ihrer Haustür trat und ohne zu zögern ihr Gesicht in den vom lebhaften Wind aufgepeitschten Schauer hielt. Regen hatte ihr noch nie etwas ausgemacht, sie empfand ihn meistens als erfrischend, oder mindestens als nicht störend, aber Wind liebte sie. Für sie konnte es nichts Schöneres geben als mitten im Sturm zu stehen und sich umbrausen zu lassen. Jetzt gab es dazu allerdings wirklich keine Zeit, denn die Schule rief

Ungefähr zwei Seiten später, aus der Sicht einer anderen Figur...
Als Ellena vor die Haustür getreten war, war sie erst einmal zusammengezuckt und hatte versucht, sich unter ihrer Kapuze zu verstecken, aber jetzt begann sie zu rennen, zu hüpfen, zu lachen, die Nässe in ihrem Gesicht zu genießen. Die Regentropfen spritzten um ihre Schuhe, als sie in eine Pfütze trat, sie waren ebenso fröhlich wie sie, sprangen auch umher, ohne Sorgen, ohne Ängste, ohne Pflichten. Ein Fünftklässler, den sie überholte, sah ihr stirnrunzelnd nach. Er hatte seine Jacke fest zugezogen und hielt den Schulranzen über den Kopf, um nicht zu nass in der Schule anzukommen. Keine Chance – Ellenas fliegende Haarmähne ließ die Tropfen nur so sprühen. Ohne die Unmut des Jungen zu bemerken lief sie weiter, ein wenig außer Atem, aber ungebremst. Es scherte sie auch kein bisschen, als sie eine Minute später über den Hund eines alten Mannes stolperte und auf die Nase fiel. Sie ließ sich die Laune nicht verderben, als eine junge Mutter ihr hinterherschrie, sie solle gefälligst aufpassen und ihr kleines Kind nicht so erschrecken. Nein, das alles kümmerte sie nicht.

Noch ein ganzes Stück später. Hat jetzt nicht nur mit Gewitter zu tun, aber egal...
„Ich weiß nicht“, sagte er langsam, „ich glaube, ich würde gerne einmal in einer Wüste stehen, die Hitze spüren. An einer Klippe stehen, oben auf einem Berg, hinunterblicken in die Tiefe. Das Meer noch einmal sehen. In einem großen Wald auf einer Lichtung liegen und durch die Baumkronen in den Himmel sehen. Einen richtigen Sturm spüren und im warmen Sommerregen stehen. Eine Blume pflanzen. Und ich möchte mit dem Gedanken sterben, das Richtige getan zu haben. Verstehst du das?“

So, jetzt reicht es aus Regen.

Ein weiterer Text:
Sie stand da, ganz ruhig, auch wenn tief in ihrem Inneren etwas in winzige Stücke zerbrach. Hinter ihr, draußen, außerhalb der dicken Steinmauern, tobte das Gewitter weiter, Blitze warfen sich gegen das Gestein, Winde schlugen das Gebäude, als sehnten sie sich ebenso sehr nach ihrer Gegenwart wie sie selbst. Der Regen weinte Tropfen aus Trauer und Frische und ein einzelner davon rann über ihre Wange, ein schwaches Abbild, eine billige Kopie von etwas, das unerreichbar fern eine Handlänge entfernt.
Dann fiel die junge Frau auf die Knie, die feinen Gesichtszüge spiegelten all die Verzweiflung einer Verdurstenden.
"Bitte, Herr", flehte sie, "Seht ihr es denn nicht? Könnt ihr es denn nicht spüren? All die freiheitverheißende Kraft des Sturms? Könnt ihr es denn nicht verstehen? Könnt ihr denn nicht verstehen, dass ich hinausgehen MUSS? Das mich das Unwetter ruft, die Regentropfen mich zu sich fordern, mich rufen, mit ihnen zu spielen? Könnt ihr denn nicht hören, wie ihre fröhlichen Kinderstimmen nach mir verlangen? Wisst ihr denn nicht, dass meine Seele mit dem Sturm fliegen muss, sich mit ihm verbinden, die unendliche Freiheit erfahren, die er verspricht? Könnt ihr es denn nicht spüren, diese Sehnsucht im Herzen, dieser kleine Teil, der sich unbedingt mit der großen unendlichen Kraft und Einheit des Windes, wehen will, wehen mit dem Ganzen? Seid ihr denn gänzlich blind? Wie kann man so viel Schönheit übersehen und ignorant all die Gaben ignorieren, die sich hier so voller Übermut und frei offenbaren?
Bitte, bitte! Mein Herr, ich flehe euch an. Lasst mich frei sein, eine Stunde, wenn ihr nicht meinen Tod wünscht!"
Die grünen Augen waren aus Stahl. Gesichtslose Worte verließen seinen Mund.
"Sicherheit ist alles", lautete die kalte Antwort, "Die Gefahr ist zu groß, sperrt sie in ihr Zimmer."
Der Schrei schien ihn nicht zu kümmern.

Aus einem Text, den ich vor einer ganzen Weile geschrieben habe. Er ist irgendwo unten auf dem Blog...
Hier ein Ausschnitt:
Der Südwind strich ihr eine Strähne Haare aus den Augen und ließ sie flattern. Beinahe erschrocken registrierte sie, dass sie sich blau färbte, doch dann beruhigte sie sich mit dem Gedanken, dass der Regen sie verbergen würde und ihre schwachen Blicke auf etwas anderes richten, das mehr ihrem Fassungsvermögen entsprach. Mehr denn je spürte sie die Einsamkeit in ihrer Brust aufwallen, als umschließe sie ihr ganzes Herz mit einem Bogen aus Wasser, der sie an das erinnerte, was sie mit jedem Tag mehr verlor.
Salz. Salz, das der Wind mit sich trug und ihr in die Haare, die Augen und die Nase verstreute, den Geruch nach Heimat erzeugte, sie zurückließ, leer, einsam, weinend.
Eine Träne flog mit dem Wind in die Welt, fiel dann zu Boden und landete auf einer der roten Mohnblumen, die sie so liebte. Wie ein Tautropfen, dachte sie. Wie ein Tautropfen. Dann spülte der Regen ihn wieder mit sich und sie verlor ihn aus den Augen.

Regen, ein Gedicht,
Hinausgehen.
Den Regen sehen.
Den Regen spüren.
Lächeln.
Das Gesicht gen Himmel richten.
Segen spüren.
Geborgenheit empfangen.
Neue Kraft bekommen.
Stärke trinken.
Frisches Blut.
Innere Stärke.

Fliegen, noch ein Gedicht
Den Begriff 'Fliegen' verstanden.
Nicht nur der Vorgang.
Nicht die Technik.
Nicht die Vögel.
Nicht die Flügel.
Nicht die Höhe.
Nicht die Luft.
Alles das - nur eine Seite der Münze.
Fliegen ist Freiheit.
Der Wind auf meinem Gesicht das Leben.
Meine wehenden Haare bedeuten Glück.
Die strahlende Kühle auf meiner Haut ist pure Explosion
von Freude.

Ich breite meine Flügel aus
und fliege davon
ins Leben.



Samstag, 13. April 2013
Neuanfang
In stiller Wut
alles zusammenkehren,
all die Hinterlassenschaften unserer Zeit.
Die alte Ordnung zerstören
Und keine neue schaffen,
Nur auf einen Haufen werfen,
Alles in die Mitte!

Und dann
anzünden.
Den flackernden Flammen zusehen,
Wie sie ihr Mittagsmahl einnehmen.

Ich wende mich ab,
Endlich lächelnd.
"Platz", denke ich, "Wieder Platz"

Als mich die alte Feuerstelle anstarrt,
sehe ich Kohle
Asche
Steine
Trümmer
Und keinen Platz für Neues.

Schreien.
Dann weinend mit dem Aufräumen
Beginnen.

Tage
Wochen
Stück für Stück
Schwinden die Reste,
Bis nur noch ein paar
Erinnnerungsfetzten
am Boden kleben bleiben.

Mer-Yan



Sonntag, 7. April 2013
Frühlingsmorgen
Aufwachen.
Verwundert blinzeln.
Sonne.
Sonnesonnesonne.
Wunderbar warm
Und hell,
Voller Freude und Möglichkeiten.
Rasch raus rasen.
Den noch kalten Boden spüren
Endlich wieder leben,
Die Natur umarmen wollen
Lächeln.
Wind spüren,
der die Haare aus dem Gesicht hält
Und Leben in die unendliche Kälte haucht,
Neue Farbe in bleiche Haut
prägt.
Mit Energie um sich werfen,
Ganz da sein.
Ganz leben.

eine seeehr glückliche und sonnentrunkene
Mer-Yan



Freitag, 5. April 2013
Im Regen
Sie stand da und ihre Tränen mischten sich mit dem aufkommenden Regen, der ihre traurigen Tage immer begleitete. Warum sie weinte, sie wusste es nicht, und doch strömte das Wasser aus ihren Augen, glitt über ihre Nase, verfing sich kurz in der Vertiefung über ihren Lippen und fiel dann auf ihr T-Shirt. Man würde es nicht sehen, denn der Regen verbarg die Trauer und über ihre Lippen kam kein Laut. Niemand würde sich wundern und sie überrascht fragen, "Was ist denn los, Virginia?" oder "Virginia? Geht es dir gut?" "Alles in Ordnung?" Als ob es sie wirklich interessieren würde! Aber nein, sie waren nur höflich und heute würde selbst das nicht nötig sein. Beinahe bedauerte sie es, doch dann rief sie sich ihren Ruf in Gedanken und schämte sich dafür. Gefühle waren nichts für sie. Das oblag den Stärkeren und den Schwächeren, sie selbst stand in ihrer Mitte genau an dem Punkt, an dem sie es sich nicht leisten konnte, mehr zu spüren als das, was ihrem Job entsprach. Nicht, dass sie das wusssten. Brauchten sie auch gar nicht.
Der Himmel über ihr bestand ganz aus einem ereignislosen grau, heller als sie es erwartet hätte, dunkler als es gestern gewesen war. In der Mitte, wie sie selbst. Sie schwelgte einen Augenblick in der Erinnerung an die Strömung gestern, die sie so mitreißend gepackt und die Sehnsucht wiederbelebt hatte, das blaugrün des Mittelmeers, das Grau des Atlantiks. Andere würden andere Farben sehen, das wusste sie. Vermutlich würden ihnen die Differenzen auch gar nicht ins Auge fallen. Sie hatten ihre Augen verloren, seit sie sich an den Himmel verkauft hatten, für ein bisschen Technik und die Erde, die ihnen doch ohnehin bereits gehört hatte. Doch natürlich hatte ihnen der Sinn schon damals gefehlt. Nichts erkannten sie. Gar nichts.
Der Südwind strich ihr eine Strähne Haare aus den Augen und ließ sie flattern. Beinahe erschrocken registrierte sie, dass sie sich blau färbte, doch dann beruhigte sie sich mit dem Gedanken, dass der Regen sie verbergen würde und ihre schwachen Blicke auf etwas anderes richten, das mehr ihrem Fassungsvermögen entsprach. Mehr denn je spürte sie die Einsamkeit in ihrer Brust aufwallen, als umschließe sie ihr ganzes Herz mit einem Bogen aus Wasser, der sie an das erinnerte, was sie mit jedem Tag mehr verlor.
Salz. Salz, das der Wind mit sich trug und ihr in die Haare, die Augen und die Nase verstreute, den Geruch nach Heimat erzeugte, sie zurückließ, leer, einsam, weinend.
Eine Träne flog mit dem Wind in die Welt, fiel dann zu Boden und landete auf einer der roten Mohnblumen, die sie so liebte. Wie ein Tautropfen, dachte sie. Wie ein Tautropfen. Dann spülte der Regen ihn wieder mit sich und sie verlor ihn aus den Augen.



Mittwoch, 3. April 2013
Wind
Der Horizont beinahe unerträglich
weit.
Die Krümmung der Erde.
Ein Leuchten von Technik
In der Ferne,
Schiffe, die als blasse Schemen
Über die Linie gleiten,
langsam,
stetig.
Sand zwischen den Zehen
In den Haaren
Überall,
Wie tausende winzige Wesen,
Die neugierig
Alles erforschen,
Versuchen,
Wissen wollen,
Wie Kinder.
Drachen, die über mir auf
Wogenden Winden wehen
Sich drehen und spielerisch
Flattern
Ruhe in den Gesichtern von leeren
Und doch erfüllten,
Imperfekten und doch so schönen,
Einzigartigen,
wandelnden Welten.
Und der Ostwind,
Der mit immerwährender
Und niemals dagewesener Macht,
Sanft mein Gesicht kosend,
Geschichten erzählt,
Im rauschenden Rhytmus,
Flüstern, Schreien, Singen
Nachahmt,
Und mir zeigt,
Nur für mich die Welt umkreist
Und Orte besucht,
Die sonst selbst mir verschlossen bleiben.
Wind, der mir
Die Einsamkeit nimmt,
Die Lungen füllt,
Die Kälte vertreibt,
Die Hitze kühlt,
Mir hilft,
Endlich das zu finden,
Was ich bin.
Ein Versuch,
Zu verstehen.
Der nicht enden muss,
Sondern nur wehen.
Mer-Yan



Wut
Ein Hohlraum im Brustkorb,
Reserviert für Wut,
Der sich füllt,
Sobald ein Hebel in den Augen
Umgelegt wird und
Eine grüne Flüssigkeit hineinfließt,
Sich ausdehnt
Und je nach Wettereinfluß
Gefriert oder kocht.
Und die Nebenräume,
Für Güte, oder Weisheit,
Konzentration oder Freude
Zusammenquetscht oder Ausdehnt,
Sodass auch darin
Ein Hohlraum entsteht.


Hat nichts mit meiner derzeitigen Stimmung zu tun, aber ich wollte es euch nicht vorenthalten, also...
Mer-Yan



Mittwoch, 20. März 2013
Musik
Sturm
Entfacht nur durch die zarten Saiten
Eines Cellos.
Wie seltsam,
Was ein zarter Strang wie dieser
In mir bewegen kann.
Wie er aus einem Menschen
Die ganz andere Seite hervorzieht,
Ihn verwandelt
Und verzaubert.
Kontrast
Zum sonstigen Sein.
Metamorphose
Durch konzentration.
Musik.
Ist magisch.

Mer-Yan



Montag, 18. März 2013
Regen
Hinausgehen.
Den Regen sehen.
Den Regen spüren.
Lächeln.
Das Gesicht gen Himmel richten.
Segen spüren.
Geborgenheit empfangen.
Neue Kraft bekommen.
Stärke trinken.
Frisches Blut.
Innere Stärke.

Mer-Yan



Sonntag, 17. März 2013
Zeitalter
Wie lange geht diese Zeit?
Ein Zeitalter haben wir
Und glauben, es geht weiter,
Ewig.
Oder mindestens so lange wie wir leben.
Unsere Kinder leben.
Kümmert uns die Zukunft?
Selbstverständlich.
Nur vergessen wr manchmal,
Dass sie uns betrifft.
Und das wir ihr etwas schulden.
Dass sie uns braucht.
Ebenso
Wie wir sie brauchen.
Um zu überleben.
Denn zum Überleben braucht man Hoffnung.
Hoffnung ist das,
Was Menschen zum Leben erweckt
Und sie handeln lässt.
Ewig.

Mer-Yan