Dienstag, 28. Mai 2013
Sonne
im Gesicht, Blüten im Haar.
Das Glühen ihrer Augen verlieh ihr eine besondere Schönheit und kaum einer der Festbesucher konnte die Augen von ihr abwenden, als sie voller Elan und mit ihrem wunderbaren Lächeln über die Wiese tanzte.
Ein weißes Kleid wehte um ihren dünnen, zerbrechlichen Körper und schon jetzt war ihr anzusehen, was einmal aus ihr werden würde: Eine Herzensbrecherin der schlimmsten Art, denn das war es was sie werden musste. Die Sirejia hatten schon lange keinen so vielversprechenden Nachwuchs mehr gehabt wie die Töchter des Waldes zu denen auch Gálántha und Myosotie gehörten. Und Myosotie war grade zehn Jahre alt geworden, der Tag, an dem sie ihre Ausbildung beginnen würde.
Die Vergissmeinnicht-Blüten die sich blau um ihren blonden Haarkranz wanden und das reine Weiß des Kleides verliehen ihr Unschuld, aber das war nur eine Täuschung, er wusste das und konnte sich der strahlenden, jungen Blüte trotzdem nicht entziehen. Was würde daraus wohl werden, wenn sie älter war? Sie war eine Waffe. Eine der größten Waffen, die der Feind hätte haben können.
Dann begann die Kleine zu singen und ihre zarte, glockenhelle Stimme verscheuchte die Gedanken aus seinem Kopf und machte ihn leer, ebenso rein, wie ihr wunderbares, leichtes, weißes Kleid.

myostie

Seltsame Idee, das gebe ich zu...
Mer-Yan



Montag, 13. Mai 2013
Amulett
amulet
Sein Lächeln war in ihren Augen und es füllte ihren Kopf mit unaufhaltbarem Glück. Wie wunderbar es sich anfühlte endlich nicht mehr selber lächeln zu müssen uns sich stattdessen von dieser kleinen Sonne bescheinen zu lassen, die diesmal einfach nur für sie strahlte und ihr Wärme brachte.
Wärme, die sie schon so lange so dringen brauchte und die ihr niemand hatte geben können oder geben wollen, sie wusste es nicht. Vielleicht froren die Menschen selbst viel zu sehr um ihre Kostbare Wärme zu teilen.
Dieser Gedanke war ihm nicht fremd und er nahm ihn aus ihrem nur zögerlich Worte formenden Mund indem er ihn seinerseits aussprach es war jedoch nicht der Schluss seines Denkens und sie war froh um die Hoffnung die er ihr gab.
"Niemandem wird kalt werden, wenn er seine Wärme mit anderen teilt. Oder glaubst du nicht, dass man sie zurückbekommen kann, wenn der andere sich aufgewärmt hat und seine eigene Wärme produziert hat. So könnten wir unsere Wärme eigentlich immer weiterreichen, nicht wahr?
Und ich denke, dann würde uns allen wärmer werden. Man kann sein Glück bei sich behalten und auffangen wie in einem Amulett, aber wenn man seine Finger darumherumkrallt und es nicht mehr loslässt, dann stirbt es an Lufmangel, Also trag es an die Öffentlichkeit und lass es in der Sonne strahlen! Lass es frei!"



Donnerstag, 9. Mai 2013
Schönheit
schneewittchen
Leises Schauern ließ ihn den Kopf wenden.
Das Bild, das ihm sofort in die Augen sprang besaß durchaus eine obskure Schönheit. Ihre rabenschwarzen Haare , der weiße Hintergrund, durchbrochen von den in die tieferen Lage führenden Ritzen, die blasse Gestalt in der kalten, abweisenden Landschaft. Wie eine Filmfigur, dachte er, wie eine Filmfigur. Eine gute Filmleiche hätte sie abgegeben. Jeder Regisseur wäre begeistert - das Ambiente, die Schönheit, die Pose. Perfekt, noch im Tod.
Sein Gehirn verweigerte die Erkenntnis. Die Türen waren geschlossen, Wasserdicht. Sie konnte nicht sterben, dass hatte er vom Anfang an gewusst. Ihre Schönheit würde auf ewig existieren, denn sie war ihr Schicksal und das Schicksal ließ niemals jemanden laufen. Der Tod wäre ihr willkommen gewesen, denn sie hatte das hinreißende Monster gehasst, dass der Meister aus ihr machte und dem sie sich nicht entziehen konnte, weil sie es war. Sie war dieses Monster. Für immer.
Ganz langsam fiel er auf die Knie, strich über das Haar mit der Farbe von Zeichenkohle, glänzender, schwarzer Zeichenkohle, die nur darauf wartete, in die Hand genommen zu werden und sich zu einem wunderbaren Bild zu zerstreuen. Etwas weißes blitzte darunter hervor. Weiß und zart, wie ihre Haut, die er so oft hatte berühren wollen, die er nie hatte berühren können.
Gänseblümchen, registrierte er verwirrt, Gänseblümchen!
Was taten sie dort, diese kleinen, unscheinbaren Blumen, die sie immer fasziniert hatten, weil sie Schönheit besaßen, wie sie, aber nicht groß und grausam waren, sondern winzig und harmlos, noch nicht einmal giftig.
Sie hatte Gänseblümchen geliebt.
Der Schmerz kam plötzlich und die Träne, die die zarten Blütenblätter zittern ließ überraschte ihn.
Dann brach er zusammen.
Gänseblümchen,
dachte er.



Montag, 6. Mai 2013
in the dark
Ein leiser Schatten
greift nach mir.
fängt mich ein.
langsam.
wie eine Spinne.
Langsam Fäden spinnend
Netze legend
Während das nichtsahnende Opfer,
fröhlich fliegend
In die Falle surrt
Gefangen
Ohne Hoffnung.
Dunkelheit über meinen Augen
Schleichend Blindheit bringend.
Lähmung in der Brust
Nicht zu vertreiben vom Sonnenlicht.
Kaltes Wassertropfen
Rücken kühlend.
Zittern.
Schatten.

secret garden

Ach ja, mehr Fotos aus der selben Reihe findet ihr hier:
http://tds.blogger.de/stories/2252150/



Freitag, 3. Mai 2013
Existenz.
Minutenlang starrte sie auf ihr Bild in dem kleinen, strahlenden Teich, der sich unter ihr ausbreitete und einem kleinen Frosch Heimat bot, der jetzt an ihr vorbei ins Wasser hüpfte und das seltsame Abbild ihres Ichs in Kreisen verschwimmen ließ, während sie immer noch darauf starrte und das Wasser nicht sah. Ihr Kopf war voller Fragen.
Das war sie? Das war die Hülle des Ichs, das sie in ihrem Kopf herumtrug? So sahen sie also die anderen. Auf seltsame Weise passt ihr der Körper nicht, der sie mit sich herumschleppte. Sie war nicht hässlich, keine Frage, manch ein von Hormonen geblendeter Mann hätte sie vielleicht sogar schön gefunden. Das schwarze, beinahe grünlich schimmernde Haar, graue Augen, streng zusammengekniffen, fast stechend.
Die Vorstellung, dass jeder andere sie so kannte, außer ihr selbst war beinahe zum Lachen. Was mochten die anderen wohl denken, wenn sie nicht ihr inneres Ich kannten, sondern nur dieses absonderliche Mädchen mit dem schönen Lippen und dem schlanken, fast noch knabenhaften Körper?
War ihr Körper in ihren Gedanken ebenso Teil ihrerselbst wie ihre Worte und Taten? Vermischte es sich in ihren Köpfen zu einer Einheit? Wie mochte diese Einheit wohl aussehen, fragte sie sich, wie mochten sie sie empfinden, wie ansehen. Bisher hatte sie in ihren Blicken nur den Blick auf sich selbst gesehen. Aber das war es ja auch, nur auf einen Teil von sich, den sie nicht kannte.
Verwirrende Gedanken, dachte sie, und scheuchte sie weg, indem sie aufsprang und davonrannte. Natürlich hatte sie sich schon einmal im Spiegel der Natur gesehen, aber das war meist bei Jagden, beim Wasserholen, beim Schwimmen. Nie war sie auf den Gedanken gekommen, sich lange damit aufzuhalten, wie sie aussah. Eigentlich war es auch ziemlich irrelevant. Aber jetzt, wo ihr langsam bewusst wurde, dass ihr Körper einen Teil von ihrem Ich bildete machte sie sich langsam darüber Sorgen. Sie wünschte, sie hätte einen anderen Körper. Einen, der besser zu ihr passte. Größer. Stärker. Mehr... mehr wie eine Wilde als wie ein falsch angezogenes Stadtmädchen. Denn das war sie schon so lange nicht mehr. Kein Mädchen, dass sich Blumen in die Haare flocht. Eine Kriegerin, oder wenn nicht das, dann doch auf jeden Fall eine Kämpferin, denn das tat sie doch jeden Tag: Sie kämpfte um ihr Leben.
Später, als sie ein paar Kaninchen über einem Feuer räucherten, fragte sie Milan danach. Er lachte laut auf und wuschelte ihr durch die ohnehin zerzausten Haare.
"Nadja, Nadja! Was du dir für Gedanken machst. Hast du vor, dir demnächst Kleidchen zu kaufen und durch den Wald zu springen und geziert zu lachen?"
"NEIN", schrie sie, entsetzt, was er von ihr dachte. Er lachte noch lauter.
"Na siehst du. Dein Körper ist doch gut so, wie er ist! Außerdem, was schert dich schon dein Körper, solange er funktioniert."
"Ich finde, er passt nicht zu mir!", murmelte sie.
"Natürlich passt er zu dir. Is schließlich deiner."
"Vielleicht sollte ich mir die Haare abschneiden."
Darüber dachte er nach und zuckte schließlich die Schultern.
"Wenn es dir hilft..."
Sie nickte, dann rannte sie weiter, fand Pelli in einem Baum sitzend und kletterte zu ihm hinauf. Er rührte sich nicht, wie immer, aber das war ja keine Überraschung. Kopfüber hängte sie sich an einen Ast, der über seinem Gesicht baumelte und legte sanft ihren Kopf auf seine Schulter, worüber er nun doch schmunzeln musste.
"Hallo, mein Mädchen", sagte er zärtlich, die tiefe Stimme ließ seinen Körper leicht brummen.
"Hallo Pater", zwitscherte sie, und versuchte mit der Hand an das Messer in seinem Gürtel zu kommen, doch selbstverständlich schnappte er es ihr wieder weg, die Bewegung rasch und viel geschickter, als man es von dem alten Greis erwarten konnte.
"Ich will mir die Haare abschneiden", erzählte Nadja.
"Das brauchst du nicht im ganzen Wald herumzuschreien. Ich wusste es ohnehin. Wirst du es Marie machen lassen?"
Das wusste sie nicht. Eigentlich hatte sie sich auch noch keine Gedanken darüber gemacht, wie sie ihre Frisur verändern wollte, sie wusste nur dass und das musste schließlich alle interessieren.



Mittwoch, 3. April 2013
Ein Flackern der Nacht, im Wind,
Ein leises Zischen, erweckt den Schatten,
Schlafend unter der riesigen Eiche,
Dem weißen Mädchen gerinnt,
Das Blut zu Klumpen.

Der Schatten erhebt sich, ersinnt,
Sein nächtliches Spiel, die Ratten,
Verschwinden erschrocken im Reiche
Der Erde, die selbst geschwind
Dem Schatten entflieht.

Ein Donnern ruft zu ihm die Geister
Von tausend gefallenen Seelen,
Die ihre Geschichten erzählen,
Verstummend dann vor dem Meister
Versammelt erscheinen.

Das Kind gefriert leise lauschend,
Von hier kann es Blitze sehen,
Und muss Schreckhaft stehen,
Während Winde, leise rauschend,
Dem Scheusal zuwehen.


Aaaaaaargs, ich kann nicht dichten, ich kann einfach nicht dichten!!!!! Falls sich jemand fragt, warum ich es dann trotzdem immer wieder versuche: Ich lerne noch und brauche einfach Übung.
Ihr müsst es ja nicht lesen...
Sorry,
Mer-Yan



Montag, 4. März 2013
Sonnenaufgang
Glänzende Augen durchbrechen die Nacht,
Entfachen ein Feuer im Herzen.
Haben in dieser abscheulichen Pracht,
geschaffen aus menschlichen Schmerzen,
Schönheit entdeckt und geborgen.

Weiße Hände glitzern im Licht
Vom Mond und seinem Schatten.
Grazileren Albtraum gibt es wohl nicht.
Welch schöne Stunden wir hatten!
mit Nöten und Ängsten und Sorgen,

Und doch voll von Glück und dem Wissen,
Dass wir einander gehören.
Doch bald wird Gewissheit zerrissen.
Die Sonne wird das zerstören,
Was wir just gefunden haben.

Die Zeit der Nacht ist vergangen,
Die Welt neigt sich wieder.
Der Tag wird das seine verlangen,
Gesungen sind alle Lieder,
Die Zeit der Nacht ist vergangen,
Die Welt wird wieder hell,
Die Sonne will wieder prangen,
Sie nähert sich viel zu schnell,
Der blassen Mond wird verschwinden,
Ihm steht es nicht länger zu,
Verschlungende Bahnen zu Winden.
Entschwunden die nächtliche Ruh'.

Geliebte, der Tag ist gekommen,
Verlangt, ich sollt gehen.
Das Licht will sein Recht bekommen.
Ich darf dich nicht sehen.


Okay, es reicht. Ich kann nicht dichten. Macht euch halt drüber lustig. Ich kann nichts dafür. Es ist eine Frage der Geburt.
Sorry
Mer-Yan



Freitag, 15. Februar 2013
Eine Hexe
Sie geht langsam mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Die scharf abgeschnittenen Plastersteine schneiden in ihre Fußsohlen, die bereits wund sind. Irgendwann wird sie eine Blutspur hinterlassen. Vielleicht werden sie es für ein Zeichen des Teufels halten, so wie alles? Als ob sie wüssten, was der Teufel ist. Als ob sie auch nur eine Ahnung davon hätten, wie sich die Hölle anfühlt.



Dienstag, 29. Januar 2013
Asphodeliengrund
Die Kälte, die gewöhnlich von der Einsamkeit herrürte, hielt seine Glieder erstarrt. Seine Hände waren so eisig, dass sie jegliche Bewegung versagten. Er zitterte. Doch allein war er nicht.
Er konnte die Wärme des Lagerfeuers noch beinahe spüren, die Flammende Hitze auf seiner Haut, das gute Gefühl der Geborgenheit. Das Lachen. Doch sie erreichten ihn nicht bis hierher. Nichts helles drang an diesen Ort. Es gab nur die Stille - und den seelenlosen Frost.
Ihm kam der gleichgültige Gedanke, dass man eigentlich Atemwolken sehen müsste. Bei dieser Masse von Menschen.
Wie viele mochten es sein? Er wusste es nicht. Je länger man in eine Richtung sah, desto weiter in die Ferne reichte die unendliche Schattenmenge im Dunkeln. Schweigend.
Er versuchte, seinen Blick in Bewegung zu halten und nur auf die stummen Kreaturen in seiner Nähe zu achten. Scheinbar waren es Menschen - nach Figur und Größe zu schließen. Mehr... sah er nicht? War es sehen? Das traf es auf seltsame Weise nicht. Es war eher ein fühlen mit den Gedanken. Panisch tastete er nach seinem Gesicht. Er fand nichts. Es war als griffe er ins Leere. War das eine Täuschung der Sinne, oder war er tatsächlich... nicht da?
Er fröstelte noch stärker. Woher kam bloß diese Kälte? Hätten die anderen Leiber nicht zumindest etwas Wärme abgeben müssen? Körperwärme? Und warum sprach niemand. Sein Herz raste und stockte immer wieder. Sein Inneres fühlte sich an, als sauge jemand alles heraus und ließe nur Leere zurück, endlose, furchtbare Leere, so wie die Gesichter der Menschen um ihn herum, wie dieser ganze, schreckliche Ort. Leer. Das Wort hatte etwas endgültiges.
"Hallo?", flüsterte er zitternd in die Menge, nur um sich weniger einsam zu fühlen. Nichts. Nicht mal ein leises Rascheln, ein Atemholen, eine Bewegung. Nichts.
Panisch wandte er sich noch einmal im Kreis. Immer nur das selbe.
Raus.
Er wollte raus.
Rennen.
Hektisch bewegte er sich durch die Schatten. Wurde immer schneller. Bekam keine Luft. Erstickte fast. Erreichte kein Ende.

Er fährt hoch.
"Was war das?", schreit er sie an.
"Dein Tod", antwortet sie, "der Asphodeliengrund."




Ich mag griechische Mythologie...
Mer-Yan



Montag, 21. Januar 2013
Freundschaft
Kennst du das?
Ein Freund, den du hattest.
Dem du vertraust.
Dem du dein Leben offenbart hast.
Auf den du hoffst in der Not.
Dem du alles erzählst.

Wirst du plötzlich
gleichgültig.

Ignoriert dich.
Fertigt dich ab.

Ist zu cool für dich.
Hat bessere Freunde.
Ist genervt von dir?

Kennst du das?
Diesen Schmerz.
Diese Verletzlichkeit.
Diese Zerschundenheit.
Diese Fragen, die dich plagen:

Verdienst du ihn?
Mag er dich gar nicht mehr?
Bist du ihm denn gar nicht wichtig?

Kennst du das?

Kannst du mir sagen, was ich dann tun soll?
Wie ich diese offenen Wunden schließen kann?

Ich kann es nicht.

Ratlos.