Sonntag, 30. März 2014
Fall Asleep
Im Mondlicht sahen die Bäume silbern aus, fast glänzend. Eine unwirkliche Stille lag über dem Wald, hüllte alles in tiefes Schweigen.
Als sie zwischen den hohen Fichten hindurchlief, knackten ein paar gefrorene Äste unter ihren nackten Füßen.

Wie ein Engel lief sie über den kalten Boden, nur mit einem dünnen, weißen Kleid am Körper. Ihre Arme hatte sie schützend um sich geschlungen, was aber nicht verhinderte, dass sie am ganzen Körper zitterte.

Es schien, als würden die hohen, halb kahlen Bäume sie beobachten und sich zu ihr herabbeugen, um ihr Geschichten aus längst vergessenen Tagen zu erzählen.

Ihre klappernden Zähne und ihr keuchender Atem waren die einzigen Geräusche weit und breit. Sie spürte, wie ihr Mut und ihre Kraft schwand und als die Müdigkeit ihr einen trockenen Platz unter einem Busch anbot, legte sie sich dort nieder. Da war sie, ihre Haare wie ein Teppich um ihren Kopf gebreitet, ihre nackte Haut fast so weiß wie ihr Kleid, wie der Schnee.

Der Schlaf sang ihr ein leises Wiegenlied, um sie sanft in das Land der Träume zu führen, wo sie die Sonne auf ihrer Haut spüren konnte. Lachen vermischte sich mit Erinnerungen, Hoffnung mit liebevoller Zuneigung.

Einsam wie sie da lag, war sie überrascht, als plötzlich eine Gestalt vor ihr kniete und ihr über den Kopf strich. Unmöglich war es ihr zu sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, doch die Gestalt lächelte sie an und bot ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. Verwirrt und doch hoffnungsvoll ergriff sie diese und spürte eine tiefe Ruhe von der Berührung ihrer Hände in sich fließen.

,,Wer...bist du?", fragte das Mädchen mit feiner, leiser Stimme.

Die Gestalt lächelte wieder, ging ein paar Schritte mit ihr an der Hand und schaute verträumt in die Ferne.

,,Ich glaube, du kennst mich. Jeder kennt mich.", sagte die Gestalt, ihre Stimme klang wie das Summen von Bienen und wie das Schnurren einer Katze.
Noch immer ganz durcheinander redete das Mädchen einfach weiter.
,,Nimmst du mich mit? Ich will nicht mehr alleine sein!", bettelte es und lief mit schnellen Schritten neben der Gestalt her, um mit ihr Schritt zu halten.

,,Aber natürlich mein Kind, ich nehme jeden mit mir, der das wünscht, du brauchst keine Angst zu haben",erwiderte die Gestalt mit samtweicher Stimme.
,,Aber glaube nicht, dass du zurückkehren kannst", sagte sie ernst, ihre Stimme klang ein wenig traurig, in ihren Augen lag ein melancholischer Ausdruck.

,,Denn ich bin die ewige Ruhe, vollkommen und endgültig.
Ich bin der Tod"


Hiermit wünsche ich euch eine wunderschöne gute Nacht, meine Lieben!
Luce



... comment


ryan tedder am 30.Mär 14  |  Permalink
Klassische Schönheit.
LG, Mer-Yan

ryan tedder am 31.Mär 14  |  Permalink
Danke :)
lg luce

blue_rose am 31.Mär 14  |  Permalink
schöner Blick auf den Tod, der mal nicht so negativ & gefährlich beschrieben wird! :) Schön geschrieben!

ryan tedder am 01.Apr 14  |  Permalink
Vielen Dank!
Über den Tod wird man ewig rätseln...tut er weh? Kommt etwas danach? Ich finde das total spannend und- naja, es wäre doch ganz schön, so zu sterben, oder?
lg luce


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.